Als Designer:in gute Entwickler:innen finden
Wie finden wir als (Solo-) Selbstständige oder Freelancer:innen die passenden Partner:innen, um unser berufliches Netzwerk zu erweitern? Einer erfahrenen Webentwicklerin mag es leicht fallen, die fachlichen Eignung ander Entwickler:innen einzuschätzen, aber wie beurteilen wir mögliche Kolleg:innen aus anderen Branchen? Wie finde ich als Entwickler eine Texterin oder SEO-Expertin? Worauf muss eine Designerin achten, wenn sie mit Webentwickler:innen spricht?
Viele Artikel verbreiten veraltete oder wenig hilfreiche Ratschläge. Allgemeinplätze wie “bei Entwicklern bekommst du das, wofür du bezahlst” (also nimmt nicht die billigsten) sind im Umkehrschluss leider keine Garantie für Qualität und gute Zusammenarbeit. Manche Tipps erscheinen mir ziemlich praxisfern. Willst du als UX- oder Web-Designerin wirklich in Fachforen wie StackOverflow oder auf Plattformen wie Upwork, Fiverr oder Freelancermap nach geeigneten Entwickler:innen suchen?
Aber wie und wo sollen wir uns dann auf die Suche nach guten (Web-) Entwickler:innen begeben?
Wie finde ich als Designerin eine gute Entwicklerin?
Bitte Kund:innen und und Design-Kolleg:innen um Empfehlungen! Schau dir die Portfolio-Webseiten möglicher Kandidat:innen an. Gibt es Arbeitsproben, Screenshots, Social Media Profile? Lies unabhängige Bewertungen, beispielsweise bei Google Business (Maps). Sind die Referenzen noch aktuell? Habt ihr weitere gemeinsame Kontakte? Ist die Entwicklerin überhaupt verfügbar?
Was sind ihre Kernkompetenzen und geht sie auf designrelevante Tools oder Prozesse ein? Wie gefällt dir ihre Kommunikation?
Empfehlungen, Anforderungen und Kennenlernen
Wenn der erste Eindruck stimmt, dann nimm Kontakt auf und frage ob bzw. wann sie oder er Kapazität für neue Projekte hat. Hier kannst du schon den Umfang und mögliche fachliche Anforderungen erwähnen. Gibt es Abgabefreisten? Sucht ihre eine:n React-, WordPress-, Shopify- oder eine:n klassische:n Frontend-Webentwickler:in? Was muss der/die Entwickler:in noch wissen, um eine erste Aufwandsschätzung oder ein Angebot abzugeben?
Bist du bis hierhin zufrieden mit eurem Gesprächsverlauf, dann verabrede eine (Video-)Telefonat oder ein Treffen.
Gemeinsames Testprojekte
Vielleicht wollt ihr erstmal gemeinsam an einer kleinen Sache arbeiten. Das könnte ein One-Pager für eine gemeinnützige Nachbarschaftsinitiative sein oder die Website für dein eigenes Hobbyprojekt. Wenn’s gut läuft, haben beide etwas davon, wenn nicht, dann probiere es mit dem nächsten Kandidaten.
Erwartungen, Kosten und Preise
Kommuniziere deine Anforderungen, Erwartungen und dein Budget! Vielen fällt es nicht leicht, einen angemessenen Stundensatz zu verhandeln oder den Arbeitsaufwand für ein Festpreisangebot zu schätzen. Manchmal ist es einfacher, den Arbeitsaufwand an eine bekannte Preisvorstellung anzupassen als umgekehrt.
Wenn du trotz knappem Budget sehr gute Arbeit erwartest, dann sage es klar und deutlich! Vielleicht könnt ihr beide davon profitieren und habt am Ende eine gute Referenz, könnt Komponenten wiederverwenden und hofft natürlich auf Folgeaufträge, Weiterempfehlung, Backlinks und positive Bewertungen.
DevUX, Kollaboration und Kommunikation
Design und Development sollten frühzeitig und langfristig kommunizieren und zusammenarbeiten. Abgesehen von Abstimmungen und Rückfragen kann sich auch euer Skillset überschneiden. Als Entwickler habe ich mit Designer:innen zusammengearbeitet, die 80% ihrer Websites selbst gebaut haben, mit No-Code Tools wie Elementor oder anderen WordPress Page Buildern. Manche Designer:innen schreiben auch selbst HTML und CSS, übergeben aber die letzten 20% an eine:n Frontend-Webentwickler:in oder lassen sich von Backend-Entwickler:innen konkrete Zusatzfunktionen programmieren.
Team, Partner, Kund:innen
Werden weitere Personen mit euch zusammenarbeiten? Gibt es Projektleiter:innen, Texter:innen, SEO-Expert:innen, Admins? Sucht die Kunden direkten Kontakt mit Entwickler:innen zwecks Tech-Support nach dem Livegang?
Brauchst du gleich mehrere Entwickler:innen, wegen des großen Projektumfangs oder weil ganz unterschiedliche Fachkenntnisse gefragt sind? Eine Agentur kann dir Organisation und Teamleitung abnehmen, aber vielleicht möchtest du lieber direkt mit allen Beteiligten sprechen und den zeitlichen und finanziellen Mehraufwand einsparen. Dann finde ein Team von Freelancern, die schon zusammengearbeitet haben oder die dafür bekannt sind, flexibel und empathisch mit jeglichen Partner:innen zu kommunizieren.
Mache deine potenziellen Teammitglieder miteinander bekannt, am besten bei einem (einmaligen) persönlichen Treffen.
Eigene Erfahrungen sammeln
Verlasse dich nicht auf meine oder andere Tipps, wenn es sich für dich nicht richtig anfühlt! Ich habe diesen Artikel verfasst, um meine eigenen Erfahrungen zu teilen, da mir manch anderer gar nicht hilfreich erschien. Ich hoffe, dass ich damit einigen Designer:innen auf der Suche nach Entwickler:innen helfen kann.
Vergiss nicht, dass sich nicht alle Erfahrungen auf andere Projekte übertragen lassen. Dazu sind die Anforderungen manchmal einfach zu verschieden. Das gilt auch für Unterschiede in der Firmenkultur. Manche arbeiten agil, manche machen DevOps, aber von DevUX ist leider selten die Rede.
Ich glaube nicht, dass es Designer:innen an Verständnis für “die Developer” fehlt oder dass bestimmte Techniken unverzichtbar wären. Kommunikation und Kollaboration sind die wichtigsten DevUX-Erfolgsfaktoren.
Den typischen Entwickler gibt es ebensowenig wie die typische Designerin. Es gibt Menschen mit Talenten, Erfahrungen und Vorlieben. Ich persönlich halte viel von Barrierefreiheit, Usability und Qualitätssicherung. Vielen anderen, egal ob Developer, Designer oder Manager, scheint das leider egal zu sein, aber ich gehe mit den unterschiedlichen Prioritäten pragmatisch um und denke manches einfach mit, das nicht ausdrücklich gefordert wurde.
Als Entwickler erwarte ich von Designer:innen vor allem ein schönes und stimmiges Design mit überschaubarer Farbpalette und Typografie, hilfreich (aber immer noch nicht selbstverständlich) ist außerdem ein Grundverstädnis von responsivem Webdesign, barrierefreien Farbkontrasten und dass auch Grenzfälle wie überlange Textinhalte mitbedacht werden. Falls das nicht der Fall ist, versuche ich das bei der Entwicklung zu kompensieren.
Design und Development zusammenbringen
Artikel über Designer und Developer sind oft voller Klischees. Entwickler:innen, so muss ich lesen, sind oft unflexibel, interessieren sich nicht für das Produkt und liefern nur genau das ab, was bestellt wurde. Solche Entwickler:innen gibt es und sie können wertvolle Arbeit leisten, wenn ich als technischer Projektleiter die impliziten Anforderungen von Kundschaft und UX-Design so eindeutig ausformuliere, dass auch Nerds sie umsetzen und verifizieren können.
Auch wurde behauptet, Designer:innen müssten den Entwicklerkolleg:innen den Nutzen neuer Features erklären, um schlechte Umsetzung durch Frustration und Langeweile zu verhindern. Das Problem liegt meiner Erfahrung nach aber darin, dass viele Missverstädnisse zunächst unbemerkt bleiben, weil sich scheinbar alle einig sind keiner eine “dumme Frage” stellen mag. Wenn wir kleinteilig arbeiten und regelmäßig Zwischenergebnisse teilen, dann fällt aber schnell auf, wenn die Entwicklung in die falsche Richtung geht.
Prototypen und Vorschau-Server müssen nicht nur vorhanden sein, sondern auch benutzt werden. Wir können Regeltermine ansetzen oder auch formlos im Chat/Slack/Teams oder mit kurzen Kommentaren in Figma, Zeplin, Trello oder Asana zeigen, dass wir etwas gesehen haben und ob es ein Problem gibt oder alles in Ordnung ist.
Netzwerken und Recherche in Portfolios von Entwickler:innen
Netzwerke erleichtern die Suche nach guten Dienstleister:innen sehr, müssen aber langfristig gepflegt werden, um bei Bedarf bereitzustehen. Besuche Meetups und Konferenzen, nutze Online-Communities und frage deine bestehenden Kontakte nach persönliche Empfehlungen. Das können Kolleg:innen, aber auch Freunde und Bekannte sein.
Suche Entwicklerportfolios mit Projekten, die dem aktuellen in Art und Umfang ähneln und erwähne Anforderungen, Deadlines und Budgetgrenzen in deinen Anfragen oder Erstgesprächen.
Wie du dir vielleicht denken kannst, schreibe ich diesen Artikel auch, um als Webentwickler Kontakt zu dir als Designerin oder Designer aufzunehmen. Wenn ich dein Interesse geweckt habe, schau dir gerne meine Fachkenntnisse und Arbeitsproben auf meiner Website, www.ingo-steinke.de, an oder lass uns auf me on Linkedin vernetzen! I habe auch Entwicklerprofile bei Behance und Dribbble sowie einen beruflichen Account auf Instagram (@webdeveloperingo).